Sie ermueden beim Gehen? Probieren Sie es mit dem Proto-Gehen! (Proto-Schreiten) !

Von Alexey Sokolov (E-mail: protoshag@yandex.ru)
Aus Konsultant (Deutschland) Nr. 1/2003 (31), 15.02.2003-15.04.2003 ISSN 1434-8756, S. 56-57 (russisch)


Das Proto-Gehen - eine neue gesundheitsfoerdernde Technik

Hier soll es um eine Form der Lokomotion (der Fortbewegung) des Menschen gehen. Wie ich meine kann diese Technik aehnlich wie das uns schon zur Gewohnheit und Tradition gewordene Jogging als regelmaessiges Training an der frischen Luft dienen. Gemeint ist ein Mittelding zwischen Laufen und Gehen, das aber mehr dem Laufen aehnelt. Das Proto-Gehen bietet aber mehr Bequemlichkeit, ist physiologisch und energetisch sparsamer als das uebliche Spazierengehen und verlangt uns nicht so hohe koerperliche Belastungen ab wie das Joggen. Ohne weiteres laesst sich diese neue Form des Gehens in 30-40 Minuten erlernen.

Ich bin der Meinung, jeder sollte zum eigenen Nutzen das Proto-Gehen lernen. Man sollte das Proto-Gehen dann anwenden, wenn man laengere Zeit gemessenen Schrittes vorwaertskommen und dabei jene Muedigkeit vermeiden moechte, die die Folge von laengerem Gehen ist. Fuer aeltere Menschen, Untrainierte und Uebergewichtige kann es die einzige praktikable Form eines laengeren Trainings an frischer Luft sein.


Das Proto-Gehen - etwas Altbekanntes, das in Vergessenheit geraten ist

Rufen wir uns Illustrationen aus populaerwissenschaftlichen Zeitschriften und AnthropologieLehrbuechern ins Gedaechtnis welche Antropoiden, also stammesgeschichtliche Vorfahren des Menschen, zeigen. Erinnern wie uns an ihre Koerperhaltung und der Besonderheiten der Figur. War ihr Gang derselbe wie beim modernen Menschen? Wohl kaum!

Wahrscheinlich war ihre Fortbewegungsart eine etwas andere und aehnelte dem, was ich als Proto-Gehen bezeichnet habe. Moeglicherweise sah so das Grundmuster der Fortbewegung des Menschen ueber groessere Entfernungen aus. Deshalb auch die Bezeichnung Proto-Gehen (vom griechischen protos -urspuenglich, urspuenglichesgehen ).

Wenn das aber wirklich so ist, warum ist der Mensch dann von einer so bequemen und rationellen Art der Fortbewegung zu Fuss als einer ueblichen Art der Fortbewegung abgekommen?

Es steht ausser Zweifel, dass die Menschen trotz allem manchmal auf diese Weise gehen. Warum trat dann die moderne Gangart an die Stelle des Proto-Gehens? Das uebliche Gehen der Fussgaenger auf der Strasse ist besonders geeignet fuer Entfernungen bis zu einigen hundert Metern . Fuer kurze Entfernungen ist ein energiesparendes Gehen nicht so wichtig. Wozu mag ein schoener Gang noch dienen? Wahrscheinlich wollen wir so positiv auf die Menschen in unserer Umgebung wirken, um das eigene Image zu staerken. Ein Mensch mit sckoenem Gang macht einen soliden und aesthetischen Eindruck - so sollte er in den Augen der Mitmenschen ausschauen. Er scheitet ruhig und wuerdevoll dahin, zeigt damit mit jeder Bewegung seine Wuerde und ruft eine entsprechende Reaktion der Menschen in seinem Umfeld hervor. Da lohnt sich das Aufgeben von Effizienz und Bequemlichkeit. Dabei sollte man doch nicht geizen.

Das rationelle und bequeme Proto-Gehen sieht wirklich nicht sehr repraesentativ aus. Vielleicht liegt darin die Ursache fuer sein Verschwinden aus der Lokomotion des Menschen. Schon in Schimpansen-Populationen entfallen 85% aller Verhaltensweisen auf soziale Kontakte. Und umso mehr gilt das fuer den Menschen. Man kann vermuten, dass der Gang zu einem gewissen Zeitpunkt der Sozialbeziehungen in der Urgesellschaft der Gang mit unbeweglichem Ruecken und mit einem im Moment des Abhebens von Bodens voellig gestrecktem Bein ein Vorrecht derjenigen Stammesmitglieder war, denen die hoechste Achtung und Wertschaetzung entgegengebracht wurde. Diese Art des Fortbewegens diente gewiss der Hervorhebung ihrer Bedeutung und ihres Ranges und wurde erst spaeter zu einer allseits anerkannten Tradition. Ob es sich nun so oder anders verhalten hat -das urspruengliche Gangbild verschwand. Natuerlich ist all dies nur eine Hypothese, Aber ist es wirklich unvorstellbar, dass es einen Gang geben koennte, der der Physiologie und dem Koerperbau des Menschen besser entspricht als der gewoehnliche Gang?


Wie laesst sich das Proto-Gehen erlernen?

Jetzt moechte ich dazu uebergehen, wie man sich das Proto-Gehen praktisch aneignen kann. Ich kam zum Proto-Gehen auf ganz natuerlichen Wege, und vielleicht gelangt jeder unter vergleichbaren Bedingungen dazu. Die Sache war so. An einem Herbsttag im Oktober 2002 ging ich mit meiner Frau im Park spazieren. Ich befand mich im Zustand recht schwerer Depressionen. Durch den Disstress schmerzten mir die Muskeln am Ruecken. Trotzdem wollte ich nicht umkehren und nach Hause zurueck. Was sollte ich tun?! Da fragte ich meine Frau "Vielleicht sollte ich ein bisschen laufen?" und fing an langsam loszulaufen. Meine Frau ging ganz langsam, und ich lief im gleichen Tempo neben ihr her. Manchmal ueberholten uns langsam bummelnde aeltere Leute, zuweilen kamen auch richtige Laeufer in Sportkleidung an uns vorbei. Meine Arme hielt ich wie ein Laeufer und machte dabei kaum merkliche seitliche Bewegungen mit dem Oberkoerper, um die Schmerzen in den Rueckenmuskeln zu daempfen. Dabei liess ich mich ganz vom Gefuehl leiten, mich moeglichst natuerlich und angenehm zu bewegen. Nach ungefaehr ? Stunde gewannen meine Bewegungen Rhythmus und veraenderten sich etwas. Da war das Proto-Gehen. So gingen wir gemeinsam ca. 1 1/2 Stunden zusammen spazieren. Als wir den Park verliessen, wechselte ich zum ueblichen Gang ueber und spuerte augenblicklich, wie Koerper und Beine schwer wurden. Ich mache Sie deshalb darauf aufmerksam, weil das Gefuehl koerperlicher Schwere immer den Wechsel vom Proto-Gang zum normalen Gang begleitet.

Ich wuensche natuerlich niemandem Depressionen, aber es lassen sich aus dem Geschilderten trotzdem einige nuetzliche Schluesse ziehen.

1. Das Proto-Gehen kann auf natuerliche Weise zu einem kommen, wenn man ungefaehr anderthalb Stunden sehr langsam laeuft, wobei man den Ueberkoerper von einer auf die andere Seite schwingen laesst, dabei sollte man sich vom Gefuehl der Bequemlichkeit beim Bewegen leiten lassen.

2. Ein Schritt des rechten Beins wird von einer Bewegung der rechten Schulter nach unten und ein wenig nach rechts begleitet.

Bei einem Schritt mit dem linken Bein sollte man die linke Schulter ein wenig nach unten und nach links bewegen.

3. Die Vorteile des Proto-Gehens als einer verglichen mit dem ueblichen Gehen bequemeren und der Gesundheit foerderlicheren Bewegungsart verspuert und begreift man erst, wenn man sich auf diese Weise laengere Zeit - etwa eine Stunde lang -fortbewegt hat. Als optimal fuer den gesundheitsfoerdernden Effekt halte ich eine Trainingsdauer von 1,5 bis 2 Stunden.

Fuer mich geht vom Proto-Gehen grosse Anziehungskraft und fast hypnotische Wirkung aus. Moeglicherweise fuehrt das Proto-Gehen zu einem leichten Trance-Zustand, aehnlich demjenigen, der durch die Lektuere eines faszinirenden Buches zustande kommt. Anders kann ich mir selbst nicht erklaeren, warum ein 1 1/2 stuendiges Training weder

Als langweilig noch ermuedend noch uebermaessig langedauernd empfunden wird.

3 .Das Gefuehl zunehmender koerperlicher Schwere, das den Uebergang von laengerem Proto-Gehen zum normalen Gehen immer begleitet, laesst die Schlussfolgerung zu, dass das Protogehen nicht nur bequemer und angenehmer, sondern zudem auch sparsamer als das uebliche Gehen ist.

Nun einige Tipps fuer diejenigen, die das Proto-Gehen erlernen wollen:

1. Man sollte den Fuss leicht und gleichmaessig mit der ganzen Sohle aufsetzen und so aufstellen, dass das Gewicht auf der Vorderseite der Sohle lastet, wobei die Zehen nicht zur Seite zeigen. In den ersten Trainingsetappen koennen sehr kurze Schritte dabei helfen. Im Augenblick, wo man sich von der Erde abstoesst, sollte das Bein nicht voellig gestreckt sein, wobei es im Kniegelenk merklich gebeugt sein sollte.

2.Der Koerper wiegt sich im Takt der Schritte von der einen auf die andere Seite, doch eine solche gleichartige Bewegung der Schenkel sollte dabei vermieden werden. Die Schenkel sollten relativ unbeweglich sein.

Kopf und Hals sollen aufrecht gehalten werden. Waehrend der Bewegung sollte der Koerper ein wenig nach vorn geneigt sein.

3. Der Kopf soll der Bewegung des Oberkoerpers nicht nach der Seite folgen.

4.Die Arme koennen so wie beim Laufen gehalten werden, mit angewinkelten Ellenbogen. Doch ihre Bewegung kann bequemer erfolgen, wenn sie frei am Koerper herunterhaengen und im Takt der Bewegung natuerlich mitschwingen.

Nach einigem Training im Proto-Gehen kann man sich mit verschiedener Geschwindigkeit fortbewegen - angefnagen mit dem sehr langsamen Schritt eines Spaziergaengers bis zum schnellen Gehen. Das seitliche Schwingen des Oberkoerpers Kann ebenfalls verscheiden stark ausgepraegt sein. Deshalb kann das Proto-Gehen ohne weiters zum Fortbewegen in der Stadt dienen so als ob es sich um unser gewohnets Gehen handeln wuerde.

Ich selbst, der selbst schon einige, wenn auch noch nicht sehr umfangreiche, Erfahrungen mit dem Proto-Gehen als Art des koerperlichen Trainings sammeln konnte, moechte noch auf einen Umstand eingehen. Welche Muskeln werden am meisten belastet?

Ich bin 47 Jahre alt und bin kein Jogger. Das Proto-Gehen ist so energiesparend, dass langsames Gehen in einer Dauer von 1 ? Stunden nicht ausreichend ist ,um bei einem so wenig trainierten Menschen wie bei mir schmerzhafte Zustaende in den Muskeln zu erzeugen, was als Zeichen physischer Belastung gelten koennte.

Allerdings musste ich mich einmal ziemlich schnell etwa 2 Stunden lang mit dem Protoschritt in einer Geschwindigkeit fortbewegen, die schnellem Gehen entspricht. Ich empfand danach keine Muedigkeit, doch am naechsten Tag schmerzten mir einige Muskelgruppen. Am meisten schmerzten die Muskeln um die Hueftgelenke (tasobedrennyjsustavov) herum, etwas weniger die die Gesaessmuskulatur und die Muskeln an der Huefte. In andren Muskelgruppen waren keine Schmerzen zu spueren. Unter Beruecksichtigung dessen, dass regelmaessige langandauernde zyklische Belastungen der Ausbildung von Fettablagerungen in den Muskeln entgegenwirken, kann man annehmen, dass das Proto-Gehen als regelmaessige koerperliche Uebung besonders Leuten von Nutzen sein kann, die zum Fettansetzen am Gesaess und an der Huefte neigen, wenn dabei der Grundsatz einer allmaehlichen Zunahme des Workouts (der Belastung) beruecksichtigt wird.

Bedenkt man, dass das Proto-Gehen von zwar nur schwach ausgepraegten, doch permanenten wellenartigen Bewegungen der Wirbelsaeule begleitet ist, wuerde ich Leuten mit Erkrankungen der Wirbelsaeule raten, sich mit ihrem behandelnden Arzt zu beraten, bevor sie mit dem Training beginnen.

Natuerlich habe ich, nachdem ich zufaellig auf diese Art zyklischen Trainings gekommen bin, einige meiner Bekannten damit vertraut gemacht, wobei ich auf aufrichtiges Interesse stiess. Ich waere allen denjenigen dankbar, die ihre Meinung aeussern oder von ihren Erfolgen beim Proto-Gehen berichten moechten, wenn sie das ueber e-mail: protoshag@yandex.ru tun wuerden.

Alexey Sokolov (Psychologe)
Uebersetzung von A. Gruettner (Berlin)



 
Соколов А.Н. (Alexey Sokolov) * е-mail: protoshag@yandex.ru
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